Wald oder Stadt? - ein Projekt mit Signalwirkung

Am Rand der Stadt Bern, auf dem Gebiet des Bremgartenwaldes, soll auf einer Waldfläche von
34 Hektaren Wohnraum für 6000 bis 8000 Leute entstehen. Bei den Befürwortern gilt die «Waldstadt Bremer» als ökologisch vorbildlich und wegweisend für eine künftige 2000-Watt-Gesellschaft. Kritiker fürchten um den Schutz des Waldes und sind überzeugt, dass das Projekt bald Vorbild für Projekte in anderen Städten und Agglomerationen sein wird. Am Runden Feldtisch der Arbeitsgemeinschaft für den Wald wurden kritische Fragen rund um die Waldstadt Bremer erörtert und diskutiert.


Christine Seidler von der Bauart Architekten und Planer AG gab den Teilnehmern eine Übersicht über das Projekt Waldstadt Bremer. Danach fragte sich Peter C. Jakob, Mitinitiant und Vorstandsmitglied des Förder-vereins Waldstadt Bremer, warum sich auch «Linke» und «Grüne» fürdas Projekt engagieren. Bruno Röösli von der Abteilung Wald des Bundesamtes für Umwelt ging der Frage nach, ob ein Projekt wie die Wald-stadt Bremer eine neue Waldflächenpolitik erfordern würde. Lukas Bühlmann von der Vereinigung für Landesplanung machte kritische Überlegungen zum Projekt aus rechtlicher und raumplanerischer Sicht. Nach dieser Auslegeordnung nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter der Leitung von Franz Weibel, dem Forstbetriebsleiter der Burgergemeinde Bern, einen Augenschein im betroffenen Waldstück, wo dieser die Haltung der Burgergemeinde zum Projekt erläuterte. Rosmarie Kiener vom WWF Bern eröffnete die Diskussion mit Gedanken zur Frage «Ausnahme ohne Präjudiz?»

In der Diskussion kam klar zum Ausruck, dass es sich beim Projekt um eine Güterabwägung zwischen verschiedenen Umweltinteressen handelt. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Waldstadt Bremer eine bestechende Idee wäre, stünde da nicht der Wald. Die Befürchtung, dass die Idee Waldstadt Bremer in der Schweiz kein Einzelfall bleiben wird, war unter den Forstfachleuten sichtlich spürbar. Werden die Rodungsvoraussetzungen gelockert, so ist Klarheit darüber zu schaffen, wie man mit den verschiedenen Raumansprüchen generell umgehen will. Solange die Raumplanung nicht besser greift, darf der Schutz des Waldes nicht gelockert werden, so die allgemeine Stimmung. Ein Teilnehmer brachte es auf den Punkt: «Das Projekt Waldstadt Bremer mag ein Einzelfall sein, präjudizielle Wirkungen hätte die Erteilung der Rodungsbewilligung trotzdem.»